Die Dynamik der Jugendbewegung nutzen - Veranstaltung am 6. März in Frankfurt a. M.

Was muss gegen den Klimawandel unternommen werden? Wie kann die Anpassung an den bereits spürbaren Folgen des Klimawandels gestaltet werden? Und welche Strategien gibt es – international, national und regional? Diese und weitere Fragen standen im Zentrum der Veranstaltung „Vom Wissen zum Handeln in der Klimapolitik – lokal, regional, international!“ am 6. März 2019 in der Evangelischen Akademie in Frankfurt am Main. Vorträge, eine Podiumsdiskussion und Arbeitsgruppen erörterten Themen der Klimapolitik und gingen der Frage nach, wie theoretisches Wissen in praktisches Handeln übersetzt werden kann.

Die Veranstaltung beginnt mit einem Appell von Dr. Christian Hey, Abteilungsleiter Klimaschutz und biologische Vielfalt am Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: „Die Bundesregierung ist zur Zeit nicht auf der Höhe des Problems. Vieles Notwendige wird blockiert oder abgeschwächt. Hessen stellt sich gegen diesen Trend.“ Die Landesregierung stütze sich dabei einmal mehr auf den neuen Koalitionsvertrag. Darin wurde das 55 Prozent-Ziel bis 2030 im Vergleich zu 1990 zur Verminderung von Treibhausgasemissionen festgeschrieben: „Das ist ein notwendiger Schritt, um die mindestens 90 Prozent Treibhausgasreduktion bis 2050 im Vergleich zu 1990 in Hessen tatsächlich zu erreichen“, so Hey. Im Fokus stehen unter anderem Maßnahmen zur Energiewende, wie dezentrale Verteilernetze oder Varianten des Netzausbaus, der CO2-neutralen Landesverwaltung, der Mobilität, zu denen die Elektrifizierung von Schienenstrecken, dem Ausbau der Personennahverkehrs und attraktive Angebote wie Job- und Schülertickets gehören sowie zur Gebäudesanierung, deren Ziel allen voran ein klimaneutraler Gebäudestand ist.

Martin Kaiser, Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland und Mitglied der bis Ende Januar 2019 tagenden Kohlekommission, sieht die Politik in der Pflicht. Notwendige Maßnahmen wie der Kohleausstieg müssen vorangetrieben werden. Eine „transformatorische Kraft“ sieht er in der öffentlichen Debatte, die von der jüngeren Generation aktuell eingefordert wird. Sie richtet sich an alle, die für die Umsetzung geeigneter Klimaschutzmaßnahmen verantwortlich sind. Das was sich Hessen mit dem Integrierten Klimaschutzplan vorgenommen hat „muss Dynamik aufnehmen, sollte es uns gelingen, gemeinsam die globale Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu halten und damit auch die schlimmsten sozialen Folgen abzuwenden.“

In einer Podiumsdiskussion wurde dann die Bereitschaft der Bevölkerung im Zusammenspiel mit politischen Beschlüssen zum Klimaschutz diskutiert. Die treibende Kraft einer „immer stärker werdenden Bewegung“ in der jüngeren Generation bestätigt dabei Lou-Marleen Appuhn, stellvertretende Landesschulsprecherin Hessen. Kluge Kampagnen und eine positiv konnotierte Kommunikation, die Klimaschutzmaßnahmen „in die Lebenswirklichkeit der Leute transportiert“, so Dr. Christof Biggeleben von der Kreativagentur ressourcenmangel, „machen diese Themen mehrheitsfähig.“

Dr. Immanuel Stieß vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung sieht jedoch weiterhin eine klare Diskrepanz zwischen klimabewussten Verhalten und den Angeboten des Marktes, wie beispielsweise Billigfluganbieter, die weiterhin rege genutzt werden. Hier sei wiederum nicht nur der einzelne gefragt, sondern die Politik müsse „Alltagsveränderungen (…) unterstützen.“ Sven Harmeling, Global Policy Lead Climate Change and Resilience bei Care International, weist an dieser Stelle ebenfalls darauf hin, dass die Verantwortung des Einzelnen für klimaschonendes Handeln nicht dafür missbraucht werden darf, von notwendigen politischen Rahmenbedingungen abzulenken.

Politische Maßnahmen, Regulierungen und Gesetze sind die Werkzeuge einer erfolgreichen Klimapolitik – die Verantwortung, für diese politischen Bewegungen einzustehen und im eigenen Verhalten zu spiegeln, liegt jedoch zu einem gewissen Teil durchaus auch bei den Bürgerinnen und Bürgern. Dabei müssen jedoch nicht alle ihr Leben radikal ändern, sofort Vegetarier werden und vollständig auf Flugreisen verzichten, wie Prof. Dr. Andreas Ernst, Geschäftsführender Direktor des Center for Environmental Systems Research (CESR) an der Universität Kassel klarstellt: „Wichtig ist eine kontinuierliche Entwicklung zu nachhaltigem Verhalten. Der Fokus liegt auf dem Fortschritt, je größer, desto besser.“

In Arbeitsgruppen am Nachmittag ging es dann um die Fragestellungen, die die Teilnehmenden am meisten interessierte. Mit Hilfe eines Smartphone-Tools wurden während der Veranstaltung Themen von den Teilnehmenden eingesammelt und die beliebtesten wurden in sechs Kleingruppen diskutiert. U. a. zu den Themen Mobilität, zielgruppengerechter Kommunikation oder Klimaschutz im Bildungssystem tauschten sich die Teilnehmenden über ihre Erfahrungen aus und erarbeiteten gemeinsam Forderungen an die Klimapolitik, die auf Demo-Plakaten festgehalten wurden.