Vom Wissen zum Handeln

Der globale Klimawandel und seine Folgen gehören zu den größten Herausforderungen der Menschheit. Vom Hochwasser 2002 über die Hitze 2003 und den Orkan Kyrill 2007 bis hin zum aktuellen Rekordsommer: Mit dem Klimawandel treten inzwischen auch in Deutschland mehr und mehr extreme Wetterlagen auf. Laut einer gemeinsamen Studie des Thünen-Instituts, des Julius-Kühn-Instituts und des Deutschen Wetterdienstes ist damit zu rechnen, dass bis zum Jahr 2100 Hitze und Trockenheit, aber auch extreme Niederschläge weiter zunehmen werden.

In Hessen spielt die Forstwirtschaft ebenso wie die Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Beide sind in ganz besonderem Maße vom Klima abhängig – das betrifft das Ökosystem Wald ebenso wie den Getreideanbau, den Weinbau oder auch Sonderkulturen wie den Spargel. Auswirkungen haben die klimatischen Veränderungen in Hessen aber auch auf viele andere Sektoren wie z. B. die Wasserwirtschaft, das Gesundheitswesen, den Naturschutz oder die Städteplanung.

Großräumige Siedlungsstrukturen wie das Rhein-Main-Gebiet mit wichtigen Infrastrukturen und auch die ländlichen Räume in Hessen mit Land- und Forstwirtschaft - es gibt fast keinen Bereich unseres Lebens, der vom Klimawandel nicht betroffen wäre.

In Hessen ist man sich dieser besonderen Herausforderungen schon seit langem bewusst: Bereits seit 1998 betreibt das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) zusammen mit der Universität Gießen die Klimafolgenforschungsstation Linden. Hier wird unter anderem untersucht, wie sich eine erhöhte CO₂-Konzentration in der Luft auf das Pflanzenwachstum auswirkt. Weiterhin hat das HLNUG als erste Landesumweltbehörde in Deutschland im Oktober 2008 das Fachzentrum Klimawandel Hessen eingerichtet. Schwerpunkt dieses Fachzentrums sind Forschungsarbeiten zum Klimawandel und seinen vielfältigen gegenwärtigen und zukünftigen Auswirkungen in Hessen. So zielt beispielsweise das Forschungsprojekt „KLIMPRAX Stadtklima Wiesbaden/Mainz“ auf eine verstärkte Berücksichtigung stadtklimatischer Belange in kommunalen Planungsprozessen ab. Andere Projekte befassen sich mit Starkregenereignissen, den Auswirkungen des Klimawandels auf die Waldwirtschaft, der Ausbreitung der Tigermücke und vielem mehr.

Risiken erkennen, geeignete Maßnahmen identifizieren

Es nützt die beste Forschung nichts, wenn die Ergebnisse nicht zu entsprechenden Anpassungsmaßnahmen führen. Aus diesem Grund wird das Fachzentrum Klimawandel in den Bereichen Wissenstransfer und konkrete Anpassungsmaßnahmen deutlich verstärkt – eine bundesweit einmalige prioritäre Maßnahme des Integrierten Klimaschutzplans 2025 (IKSP). Mit der Erweiterung zum Fachzentrum Klimawandel und Anpassung zeigt das Bundesland Hessen die Relevanz und Dringlichkeit von Klimaanpassungsthemen und der Ableitung von ganz konkreten Handlungsmaßnahmen. Das Motto: proaktiv agieren und gestalten – statt die Entwicklungen einfach abzuwarten.

 

Was sind die neuen Aufgaben des Fachzentrums Klimawandel und Anpassung?

  • Es berät und unterstützt Kommunen bei der Gestaltung und Durchführung lokaler und regionaler Klimaanpassungsmaßnahmen, besonders durch die Entwicklung möglichst angewandter Formate zur Wissensvermittlung und Vernetzung.
  • Es adressiert auch z. B. Unternehmensverbände und Handwerkskammern mit entsprechenden Angeboten zu ihren Anpassungsbedarfen.
  • Es informiert Bürgerinnen und Bürger und will das Bewusstsein für das Thema Klimawandel und seine Relevanz in dieser Zielgruppe stärken.
  • Es fördert die Vernetzung und den Austausch aller, die mit der Anpassung an den Klimawandel zu tun haben.

 

Wolfgang Rausch, Geschäftsführer des Nordhessischen Verkehrsverbunds (NVV) und einer der Botschafter der Klimakampagne „Klimaschutz beginnt hier. Mit mir.“ des hessischen Umweltministeriums, betont die zunehmende Wichtigkeit der Zusammenarbeit und des permanenten Know-How-Transfers: „Ich begrüße die Erweiterung des Fachzentrums Klimawandel um den Transfer-Bereich. Dort ist eine schlagkräftige, gut vernetzte Mannschaft aktiv – und Kooperation ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Situation in unserer Gesellschaft ist komplex, und in komplexen Systemen helfen Kooperationen viel mehr als alles andere. Wichtig dabei ist, dass alle, die kooperieren, das gleiche Ziel im Blick haben.“

Auch Verena Nijssen vom Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg sieht die Notwendigkeit eines verstärkten Wissenstransfers: „Klimawandel muss auf allen Ebenen mitgedacht werden. Die Erweiterung des Fachzentrums Klimawandel und Anpassung ist das richtige Signal, um die Notwendigkeit für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zu verdeutlichen und die Kommunen bei der Umsetzung zu unterstützen. Dabei kommt dem Land Hessen die Aufgabe zu, den Blick für das Ganze zu behalten, da ein Sturm oder Starkregenereignis nicht vor kommunalen Grenzen halt macht. Die Anpassung an den Klimawandel erfordert oft ebenfalls ein kooperatives, interkommunales Handeln. Dabei gilt es auch Grenzen in den Köpfen zu überwinden.“

 

Weiterführende Informationen sind auf www.hlnug.de/themen/fachzentrum-klimawandel oder in der Pressemitteilung des HMUKLV zu finden.

 

Die Themen und Aufgaben des Fachzentrums Klimawandel und Anpassung
Die Themen und Aufgaben des Fachzentrums Klimawandel und Anpassung